Zeit, Zeitlichkeit, Zeitgefühl und Zeitdruck – oder eine Anleitung zum Zeitmanagement?

Zeit hat in unterschiedlichen Ausprägungen in den letzten Wochen und Monaten eine Rolle in meinem Leben gespielt. Dabei wurden mein Zeitgefühl und mein Zeitmanagement auf die Probe gestellt, ich fühlte mich teilweise von Zeitdruck bedrängt und musste meine zur Verfügung stehende Zeit ganz genau einteilen, um nicht noch mehr dem Wettlauf gegen die Zeit zu verfallen. Außerdem habe ich mich mit Zeit und Zeitlichkeit sowohl in meiner Arbeit, u.a. in wissenschaftlichen Aufsätzen, als auch im Privaten in Form von Büchern zu Zeitmanagement (s.a. meine Bücherliste auf der Blog-Startseite) beschäftigt.

Eins nach dem anderen…
In beruflicher Hinsicht war und bin ich mit zeitlichen Deadlines konfrontiert, die mich vor allem in den Monaten Februar und März unter Zeitdruck gesetzt haben. Bis Ende März musste ich zwei Aufsätze abgeben – einen für meine kumulative Habilitation und einen anderen für einen Sammelband zu Mehrsprachigkeit -, die sehr viel von meiner Arbeitszeit in Anspruch genommen haben und für die ich teilweise auch noch am Wochenende vor dem Laptop saß. Um die Ende-März-Deadline einzuhalten, habe ich meinen Arbeitsalltag und auch meine To-do-Liste umstrukturiert und ich muss sagen, dass ich seither viel produktiver und effizienter arbeite. Auf meiner To-do-Liste stehen nun drei prioritäre Aufgaben, die mit „größeren“ Projekten (z.B. wissenschaftliche Aufsätze, Vorbereitung auf Tagungen, laufende Forschungsprojekte) zu tun haben und auf die ich mich auch als erstes während meines Arbeitsalltags, für mindestens zwei Stunden, fokussiert konzentriere. Ich öffne am Morgen konsequent kein E-Mail-Postfach und arbeite auch nicht „kleinere“ Aufgaben ab, sondern widme mich voll und ganz den großen Aufgaben auf meiner Liste. Damit laufe ich nicht Gefahr, die energieraubenden und zeitintensiven Aufgaben vor mir her zu schieben, bis ich am Ende des Tages keine Energie mehr dafür habe. Sondern ich übe mich darin, bewusst alle kleinen Aufgaben aufzuschieben, außer eben meine großen Aufgaben. Ich gebe zu, das ist nicht immer einfach und die Gefahr ist groß, zuerst kleinere Aufgaben zu erledigen, damit man „den Kopf frei hat“ für die wichtigen Aufgaben und Projekte. Aber dieser Eindruck täuscht und am Ende des Tages steht man da und hat unzählig viele kleine Aufgaben erledigt, die einem zwar ein Gefühl von Produktivität verleihen, allerdings hat man kaum Fortschritte gemacht, z.B. hat man es versäumt, an dem bis zum Datum x abzugebenden Aufsatz zu arbeiten. Diese „Methode“, wenn man sie so nennen möchte, ist – zumindest für mich – sehr erfolgsversprechend. Ich verliere mich nicht mehr in meinen To-dos, sondern priorisiere das, was mir und für meinen beruflichen Werdegang wichtig ist. Alles andere kann auch warten, ganz im Sinne von „eins nach dem anderen“…
P.S.: Das Buch zu Zeitmanagement von Oliver Burkeman hat mir in dieser Hinsicht ziemlich die Augen geöffnet – wer mit Zeiteinteilung Schwierigkeiten hat bzw. das eigene Zeitmanagement optimieren möchte, dem/der kann ich das Buch nur ans Herz legen. 😉

Zeit und Zeitlichkeit als Themen meiner Habil
In dem oben erwähnten Aufsatz für meine kumulative Habil, den ich bis Ende März abgeben musste, habe ich mich mit Zeit und Zeitlichkeit in Destinationswerbung auseinandergesetzt. In dem Aufsatz, der noch dieses Jahr in einem Sammelband erscheinen soll, untersuche ich, wie Zeitlichkeit – und auch gleichzeitig Räumlichkeit – in print- und online-Destinationswerbeanzeigen in Text und Bild kodiert wird. Meine Analyse zeigt, dass in den Anzeigen mit expliziten zeitlichen Ausdrücken, wie z.B. finalmente, il tempo (it.) oder j’ai besoin de séjours de courte durée (fr.), oder auch mit Metaphern (z.B. Urlaub machen ist wie ein „Eintauchen“ in die Natur und Kultur des Urlaubslandes) gearbeitet wird, um Zeitlichkeit zu vermitteln. Gleichzeitig verstärken visuelle Komponenten den zeitlichen Gehalt von Werbeanzeigen, indem beispielsweise ein Urlaubserlebnis oder auch ein Ankommen im Urlaubsland dargestellt wird. Zu dem Thema, also zur diskursiven Kodierung von Zeitlichkeit in Destinationswerbung, gibt es bis dato noch wenig bis gar keine Literatur. Deshalb finde ich es umso spannender, mich mit diesem Aspekt von Tourismuswerbung zu beschäftigen. Zeit und Zeitlichkeit werden also auch noch in Zukunft eine Rolle in meiner Forschung spielen…

Die Wiederentdeckung der Ruhe…
…so heißt eines der Kapitel in Oliver Burkemans Buch „4000 Wochen – Das Leben ist zu kurz für Zeitmanagement“. In dem Kapitel schreibt Burkeman, dass wir uns zunehmend in Menschen verwandeln, die sich eigentlich nicht ausruhen wollen, die es unangenehm finden, eine Pause zu machen, und die kribbelig werden, wenn sie das Gefühl haben, nicht ausreichend produktiv zu sein. Wer fühlt sich hier ertappt? 😉 Ich fühle mich ertappt, denn mir fällt es schwer, „unproduktiv“ zu sein bzw. einfach einmal nichts zu tun. Aber so schön langsam verspüre ich immer mehr den Drang, mich in einen Zustand von „Nichtstun“ zu versetzen, oder anders ausgedrückt: Ich wäre nun reif für Urlaub! 😛 Da der Urlaub allerdings noch ein wenig auf sich warten lässt, habe ich für mich entschlossen, mir in meinem Städtemarathon ein wenig Druck rauszunehmen, indem ich an der Tagung in Paris im Juni „nur“ online teilnehme. So bleibt mir mehr Zeit für die „Wiederentdeckung der Ruhe“, zu der es für mich und meinen Mann schließlich im September kommen wird, wenn wir (endlich!) zwei Wochen lang Süditalien bereisen und die italienische „dolce vita“ in vollen Zügen genießen… 😉

mm

Gardasee – April 2023

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