Klingt ein bisschen nach Abschied, oder? Zugegeben, das ist es nun auch. Ich werde nämlich Ende August meine Zelte in Salzburg abbrechen und ab September in Innsbruck wieder aufschlagen. Ich habe mich im Mai für eine vierjährige Post-Doc Stelle an der Uni Innsbruck für französische und italienische Sprachwissenschaft – also genau mein Spezialgebiet 🙂 – beworben und die Stelle auch erhalten. Das Salzburg-Abenteuer geht also früher zu Ende als geplant (meine Stelle an der Uni Salzburg wäre erst mit Ende Jänner 2023 ausgelaufen) und ich kehre wieder an meine „Heim“-Uni nach Innsbruck zurück.


Ein weinendes und ein lachendes Auge
Ich gehe mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Weinend, da ich mich in Salzburg wohlfühle/immer wohlgefühlt habe und ich die Stadt mit ihrem Charme und meine Arbeitskolleg:innen dort ins Herz geschlossen habe. Außerdem war ich ja – coronabedingt – bis zum Schluss nicht so lange in Salzburg, insgesamt waren es vielleicht nicht einmal zwei Jahre. Ich gehe aber auch lachend, da ich viel mitnehmen kann: neu Gelerntes, neue Freundschaften, ein abgeschlossenes Doktorat, kulturelle und musikalische Einblicke und Erfahrungen. Und ich freue mich nun auch auf Innsbruck, auf bekannte Gesichter am Institut für Romanistik, auf neue Kooperationen und auf neue Projekte – allen voran mein Habilitationsprojekt. Denn mein Ziel ist es, meine Laufbahn an der Uni voranzutreiben; mit dieser neuen Stelle habe ich schon einen Schritt in die richtige Richtung bzw. in Richtung (hoffentlich irgendwann!) unbefristete Anstellung gemacht. Dafür heißt es nun allerdings zuerst einmal eine weitere Arbeit zu verfassen, die Habilitationsschrift, die, wenn möglich, ein ganz anderes Thema als die Dissertation behandeln sollte. Einige Ideen dafür schwirren bereits in meinem Kopf umher, ab September werde ich meine Gedanken dann sortieren und ein konkretes Konzept entwerfen.

Alte Projekte und neue Herausforderungen
Mit einem Fuß werde ich trotzdem noch in Salzburg bleiben, denn ich werde auch weiterhin am OIM-Projekt mitarbeiten, das sich mit der Sammlung von Italianismen in unterschiedlichsten Sprachen beschäftigt und das mein (noch) vorgesetzter Professor an der Uni Salzburg neben anderen betreut. Auch in den nächsten Wochen – bis zu meinem Urlaub im August – steht die Arbeit an diesem Projekt auf meiner To-Do-Liste. Ich werde mich mit den Italianismen im Schweizerischen auseinandersetzen, d.h. ich werde in einem ersten Schritt die Italianismen sammeln und etymologisch nachverfolgen sowie in einem zweiten Schritt Bedeutungen recherchieren und evtl. auch mit bereits bestehenden Daten abgleichen.
Daneben arbeite ich mit zwei Kolleg:innen aus Salzburg an einer gemeinsamen Publikation zum Thema „Progressivität“. Wir untersuchen die aktuelle Bewertung und Verwendung verschiedener Formen zum Ausdruck von Progressivität im Deutschen (z. B. am-Periphrase: Ich bin am Überlegen, tun-Periphrase: Sie tut nachdenken, im-Periphrase: Er ist im Arbeiten, usw.) in drei dialektal unterschiedlichen Regionen des deutschen Sprachraums (Mittelbairisch: Oberösterreich und Salzburg, Südbairisch: Südtirol, Westfälisch: Nordrhein-Westfalen). Die Rohversion des Aufsatzes steht nun, uns fehlen nur noch einige Korrekturläufe bevor wir den Aufsatz (im Herbst?) zur Publikation einreichen werden. Sobald der Artikel veröffentlicht sein wird, werde ich ihn auch hier auf meinem Blog verlinken, sodass Interessierte auf ihre Kosten kommen können… 🙂
Ein weitere Herausforderung in der nächsten Zeit wird sein, einen Vortrag für die GAL-Sektionentagung (siehe https://gal-wue21.de/) im September 2021 online in Würzburg vorzubereiten. Ich werde einen Vortrag über Autorität, Normen und Aushandlungen im Kammermusikunterricht halten und mir dabei ansehen, wie Normen zwischen den Beteiligten ausgehandelt werden und wo und wie es zu Abweichungen von Regeln kommt (z. B., wenn ein/e Musiker:in musikalische Vorschläge und Ideen einbringt, ohne dazu aufgefordert zu werden). Dafür arbeite ich mit Videos, die ich in einem Kammermusikunterricht am Konservatorium in Bozen, als ich dort noch studiert habe, gesammelt habe. Diese habe ich bereits größtenteils transkribiert und werde mir nun geeignete Beispiele aussuchen, die ich für meine Präsentation verwenden kann.

Dieselben (Kammermusik-)Daten werde ich auch noch für ein weiteres Publikationsprojekt verwenden, das Multimodalität – und hier vor allem die Herstellung von Referenz und das Ineinanderspielen von unterschiedlichen „modes“ – zum Thema haben wird. Das heißt, ich werde mich noch nicht so schnell vom Thema Sprache und Musik verabschieden, sondern ich bleibe auch weiterhin in diesem Bereich tätig, allerdings nun mit einer Verlagerung des Schwerpunkts von Orchesterproben auf Kammermusikunterricht – auch vor dem Hintergrund, dass in dieser Interaktionskonstellation die Kommunikation weit dialogischer abläuft als in Orchesterproben, wo meistens nur der/die Dirigent:in spricht.
I’m walking on sunshine…
Das heißt, auch jetzt im Sommer gibt es Arbeit genug! 🙂 Im August werde ich mir allerdings noch eine Arbeitsauszeit gönnen und im Urlaub meine Füße in den Sand und auch in die Sonne strecken. Bevor ich dann hoffentlich (!) erholt im September in das Innsbruck-Abenteuer starte und neue, noch ungeöffnete Türen aufstoße…
mm