Rammelstein Maccheroni, Kronplatz Burger, Pommes Fritz – ÖLT in Salzburg

Heute mal wieder ein Blogbeitrag zu einem etwas anderen Thema als Orchesterproben, und zwar zu Eigennamen enthaltende Speisebezeichnungen in Südtiroler Speisekarten.

Am 6. Dezember habe ich auf der ÖLT (Österreichische Linguistiktagung) in Salzburg einen Vortrag in der Sektion Onomastik zu Eigennamen in Speisekarten gehalten und mich dabei dafür interessiert, welche Eigennamen für Speisebezeichnungen verwendet werden und welche Funktionen sie erfüllen.

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Sehr häufig werden Toponyme (Ortsnamen) verwendet, um bestimmte Gerichte zu benennen. Bei solchen Toponymen kann es sich entweder um einen unmittelbaren Ort, um einen weiter entfernten Ort oder um eine Zubereitungsart mit Ortsverweis handeln:

  • Unmittelbarer Ort + Gericht: Rammelstein Maccheroni, Kronplatz Burger, Vinschger Schneemilch, Südtiroler Speckbrettl;
  • Weiter entfernter Ort + Gericht: Nürnberger Rostbratwürstel, Original Münchner Weißwurst, Buffalo Chicken Wings;
  • Gericht + Zubereitungsart mit Ortsverweis: Saltimbocca alla romana, Wienerschnitzel, Bayerische Creme.

Daneben werden Anthroponyme (Personennamen) in Speisebezeichnungen verwendet. Mögliche Kombinationen sind:

  • Gericht + Zubereitungsart mit Verweis auf eine bestimmte Person: Tiroler Speckknödel nach Steffis Art, Almsünden – Hausgemachte Kuchen: Patrizias Tageskuchen;
  • Gericht + Eigenname / Eigenname + Gericht: Pommes Fritz, A.H. (Andreas Hofer) Pfandl, Caesar’s Salad;
  • Gericht + Restaurant / Restaurant + Gericht: Manzo tonnato sichelburg style, Ofenkäse Capriz, Weißes Kreuz Burger;
  • Adjektiv + Eigenname: Hoasse Zenzi, Knuspriger Hons, Frying Nemo;

Die Beispiele zeigen, dass zum einen Wortspiele sehr beliebt sind (z.B. Frying Nemo, Manzo tonnato sichelburg style, Hoasse Zenzi) und, dass zum anderen der Faktor „country/region/place of origin“ eine wichtige Rolle bei der Benennung von Speisen mit Eigennamen spielt (z.B. Südtiroler Speckbrettl, Vinschger Schneemilch). Ich konnte in meinen untersuchten Speisekarten insgesamt 13 Verweise auf Südtirol/Tirol sowie 14 Verweise auf einen in Südtirol befindlichen Ort ermitteln. Durch die Verwendung solcher Toponyme wird eine enge Verbindung mit dem Ort/Land hergestellt. Gleichzeitig wird das Gericht aufgewertet, d.h. mit einem bestimmten Wert an Qualität versehen.

Damit einher gehen auch die Funktionen von Eigennamen enthaltenden Speisebezeichnungen. Es kommt zum Ausdruck von Regionalität im Sinne von ‚Wir hängen an unseren lokalen, traditionellen Gerichten‘ und gleichzeitig zur Vermittlung einer gewissen Modernität, etwa durch den Einsatz von sprachspielerischen Elementen. Außerdem konnte ich feststellen, dass Speisebezeichnungen dialektalisiert werden, z.B. Puschtra Rauchkuchl, Antholza Almfrühstück, Feine Liesl. Solche Dialektalisierungen tragen ebenfalls dazu bei, eine enge Verknüpfung zum eigenen Land, zur eigenen Sprache herzustellen. Das bedeutet auch, dass Speisebezeichnungen, die Eigennamen beinhalten, an Objektivität verlieren, allerdings ebenso an Subjektivität gewinnen.

Soviel zu meinen Ergebnissen. Ich fand es spannend, mich mit diesem Thema auseinanderzusetzen und mich ein wenig in die Vorgehensweise und Methodik der Onomastik einzulesen. Ich werde dazu auch noch einen Aufsatz schreiben, der in der Zeitschrift Österreichische Namenforschung veröffentlicht wird. Und wer weiß, vielleicht setze ich mich auch noch mit weiteren Themen aus onomastischer Perspektive auseinander… 🙂

mm

 

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