…dieses Mal in Essen! Ich sitze gerade in meinem Hotelzimmer in Essen und verfasse diesen neuen Blogbeitrag zu einem bevorstehenden Workshop an der Universität Duisburg / Essen. Der Workshop wird heute Nachmittag und morgen ganztätig stattfinden und sich – ein weiteres Mal – mit Instruktionen in Theater- und Orchesterproben beschäftigen. Unsere Gruppe, bestehend aus Maximilian K. aus Essen, Anna W. aus Halle, Axel S. aus Mannheim und mir, hat sich zum Ziel gesetzt, das Thema der Instruktionen in Proben(prozessen) noch genauer unter die Lupe zu nehmen und auch etwas wissenschaftlich Fundiertes dazu herauszugeben.
Wir erforschen alle vier entweder Theater- oder Orchesterproben und haben schon früh festgestellt, dass uns das Thema der Instruktionen, Anweisungen und Korrekturen verbindet und dahingehend – auch wenn wir alle mit unterschiedlichen Videodaten arbeiten – viele Gemeinsamkeiten (aber auch Unterschiede) auftauchen. Bei diesem Workshop möchten wir uns wiederum auf Instruktionen konzentrieren, dieses Mal aber einzelne Merkmale, die in instruktiven Passagen hervortreten, genauer untersuchen. Und wie könnte es anders sein, ich habe mich für das Vorsingen als sich hervortuende instruktive Praktik in der Orchesterprobe entschieden. Ich habe bereits in einem meiner vorigen Beiträge („Even shorter, ti ta ta ta ta to to to, ja?“) einige Gedanken zum Thema Vor- und Nachsingen in der Orchesterprobe angestellt. Ich habe dort das Singen der Dirigierenden als eine Art Ersatzhandlung für das Spielen eines Instruments bezeichnet. An diese Feststellung möchte ich nun noch den Gedanken anfügen, dass es ja an und für sich nicht wirklich möglich ist, über Musik zu sprechen, sondern dass dafür meistens Metaphern ins Spiel kommen. Einige Dirigierende arbeiten hier mit Alltagsbildern, andere mit Bildern, die an Vorgänge in der Natur anknüpfen, wiederum andere versuchen Klänge durch Farben zu beschreiben. Eine andere – und weitaus gängigere – Möglichkeit besteht auch darin, einen Klang zu imitieren bzw. vor- oder nachzusingen. Wie bereits in dem oben erwähnten Blogbeitrag beschrieben, fehlen den Dirigierenden, die in meinem Datencorpus vorkommen, meist die sprachlichen Kompetenzen in der Arbeitssprache des Orchesters, um in Metaphern zu sprechen. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass sie auf einen allgemein verständlichen Code zurückgreifen, nämlich dem Singen. Für dieses Singen setzen sie Tonsilben ein, die auf den ersten Blick frei von jeglichem Sinn erscheinen, bei genauerem Hinsehen jedoch sehr wohl sinnreich und voll an semiotischem Material sind.
Folgende Fragen möchte ich im Laufe des Workshops zur Diskussion stellen:
- Welche Funktionen kann das Vor- und Nachsingen haben?
- An welchen Stellen in der Probe setzen die Dirigierenden das Singen ein?
- Wie singen sie vor? Kommen auch Gestik und Mimik während des Singens zum Einsatz?
- Gibt es verschiedene Arten des Vorsingens (summen, mit Tonsilben, mit Lauten, usw.)?
- Kann zwischen Vor- und Nachsingen unterschieden werden?
- Gibt es Gemeinsamkeiten im Singen bei den unterschiedlichen Dirigierenden?
- Wie reagieren die Musiker/innen auf das Singen?
Einige dieser Fragen habe ich bereits ansatzweise in dem oben erwähnten Blogbeitrag beantwortet, deshalb verweise ich gerne nochmals darauf. Auch als eventuelle Einstimmung und Vergleich zu den Ergebnissen der Analysen des Workshops, die ich natürlich im Anschluss daran hier auf meinem Blog teilen möchte. Und – wie es die Tradition so will – werde ich auch ein wenig über die Stadt Essen und meinen Aufenthalt hier berichten… Vielleicht gibt es ja das eine oder andere interessante Restaurant, das einen Besuch wert sein könnte, wenn jemand meiner Leserinnen oder Leser in nächster Zeit in Essen sein sollte… 🙂
Bis bald, mm
Ein Kommentar zu “Time for a new adventure…”