In Mannheim wird gebaut…und zwar (fast) überall, wo man hinschaut oder ein Foto schießen möchte. Baustellen und Bagger nehmen Überhand auf meinen Fotos, die ich als Erinnerung an meinen Aufenthalt in der Quadrate- und Universitätsstadt zum Vorzeigen mit nach Hause gebracht habe. Das Ganze sieht dann ungefähr so aus:
Diese Baustellen machten es für mich auch nicht unbedingt leichter, das Institut für Deutsche Sprache (kurz: IDS) zu finden, das im Internet (und im Workshop-Programm) unter der Adresse „R 5“ zu finden war. Mein erster Gedanke war: Was bedeutet das denn bitte? Nachdem ich herausgefunden hatte, dass die Innenstadt in Quadraten angeordnet ist, ich also zum Quadrat R 5 musste und mich auch noch verlaufen hatte, stand ich endlich vor dem IDS. (Im Nachhinein kann ich aber nach 4 Tagen Mannheim sagen, dass es relativ einfach ist, sich zurecht zu finden, wenn man das „Quadrate-Konzept“ einmal verstanden hat.)
Nach einem gemeinsamen Mittagessen mit den Workshopteilnehmer/innen in einem sehr guten vegetarischen Restaurant (zu den Restaurant-Empfehlungen komme ich weiter unten noch 🙂 ), war der Startschuss für die Präsentation und die Diskussion meiner Daten gefallen. In den zweieinhalb Stunden Datensitzung besprachen wir allgemeine Auffälligkeiten in meinen Daten, wir versuchten Probenabschnitte grob zu strukturieren und zogen immer wieder Rückschlüsse auf Kontexte, in denen ebenfalls Instruktionen vorkommen. So fällt z.B. auf, dass Instruktionen häufig als IRE (Initiation, Response, Evaluation) Sequenzen auftauchen. Dieses Konzept entstammt der Lehrer/in-Schüler/in-Interaktion und kann auch in der Orchesterprobe beobachtet werden: der/die Dirigent/in instruiert bzw. erteilt eine Anweisung zu einer bestimmten Stelle im Stück, die Musiker/innen setzen die Anweisung um und der/die Dirigent/in evaluiert die musikalische Umsetzung. An die Evaluation kann eine neue Instruktion anschließen, auf die wiederum eine musikalische Darbietung folgt, usw. Außerdem kann das Evaluieren als implizite Instruktion verstanden werden, durch welche der/die Dirigierende ausdrücken möchte „bitte macht das so weiter“. Es entsteht also eine Kette bzw. eine Reihe an Instruktionen, in die Abschnitte mit positivem Festhalten und negativem sukzessivem Weiterentwickeln eingebettet sind.
Außerdem konnten wir in den Daten beobachten, dass Instruktionen gesammelt und bezogen auf mehrere, unterschiedliche Stellen im Stück nach einem längeren musikalischen Abschnitt angebracht werden. Es kann aber auch vorkommen, dass sie sich gezielt auf eine Problemstelle beziehen und der/die Dirigierende dann auch genau an dieser Stelle abbricht und das Problem sogleich behandelt. Im zweiten Fall kann von Paarsequenzen (oder adjacency pairs) im Sinne der Konversationsanalyse gesprochen werden: ein Problem tritt an einer bestimmten Stelle auf, der/die Dirigent/in bricht das Spielen der Musiker/innen abrupt ab und behebt den Fehler bzw. korrigiert sofort. Das Problem bedingt somit den Abbruch und die anschließende Fehlerbehebung. Sind die Musiker/innen in der Lage, die Korrektur im Folgenden schnell umzusetzen, erfolgt kein neuer Abbruch. Sollte dies nicht der Fall sein, kann die betroffene Stelle auch ein zweites (oder drittes, viertes, usw.) Mal unter Beschuss genommen werden, also solange, bis der/die Dirigierende mit der Umsetzung zufrieden ist.
Soviel zu den Ergebnissen aus der Datensitzung…die mir übrigens zu schnell vorbei war, da wir nach den zweieinhalb Stunden gut in den Daten drinnen waren und uns nun mehr in Details vertiefen hätten können. Die Feinarbeit liegt nun aber bei mir, denn nach diesem Workshop in Mannheim hat sich auch für mich eine Baustelle (aber im positiven Sinn!) gebildet, die nun einer Be- und Überarbeitung bedarf. Bei all dem darf ich aber nicht zu quadratisch denken, nicht dass ich mich bis zum Schluss noch verlaufe… 😉
mm
P.S.: Weitere Ergebnisse, Überlegungen und Denkanstöße, die in Zusammenhang mit dem Workshop stehen, folgen noch…
P.P.S.: Das vegetarische Restaurant in Mannheim heißt „Heller’s Vegetarisches Restaurant und Café“. In dem Restaurant kann man sich sein Essen an einem Buffet mit einer sehr großen Auswahl selbst zusammenstellen und nach Gewicht bezahlen. Die Preise sind relativ hoch, aber der gute Geschmack des Essens macht die Kosten wett. Ich kann außerdem noch die „Tokyo Sushi Bar“ und das „Bistro Binokel“ (ältestes Bistro in Mannheim) weiterempfehlen. In letzterem gibt es auch einen Kaffee, der sehr nahe an den italienischen Kaffee rankommt, wenn auch nicht ganz… 🙂
2 Kommentare zu „Instruktionsketten, Baustellen und Quadrate in Mannheim“