Mittwoch, 17. Mai 2017, kurz vor 17 Uhr – Ankunft in Mannheim nach mehr als 9 Stunden Reisezeit. Aufenthaltsort für die nächsten Tage: Institut für Deutsche Sprache in Mannheim für einen Workshop zum Thema „Instruktionen in Proben“.
Inhalt dieses zweitägigen Workshops sind Datensitzungen mit Videomaterial und den dazugehörigen Transkriptionen zu Proben im Orchester und Theater. Ich werde heute Nachmittag mit der Präsentation meiner Daten an der Reihe sein. Hierfür habe ich drei Ausschnitte aus Proben von drei unterschiedlichen Orchestern ausgewählt: zum einen das Orchestre de Paris, das Verdis Requiem erarbeitet, das Orchestre de Rouen, das sich mit Dvoraks Symphonie Nr. 8 beschäftigt, sowie das Haydn Orchester Bozen, das mit seinem Chefdirigenten die Symphonie Nr. 1 von Prokofjew probt. Im Rahmen des Workshops möchte ich gerne an einer Ein- bzw. Unterteilung von Instruktionen arbeiten. Eine Probe kann im Ganzen als Instruktionskontext verstanden werden, in den weitere sog. Unter- oder Teilinstruktionen eingebettet sind. Solche Teilinstruktionen können je nach Einsatz unterschiedlicher semiotischer Ressourcen (Sprechen, Vorsingen, Vorzeigen und Nachahmen, Gesten, Mimik, Körperbewegungen, Verweis auf die Partitur/Noten, usw.) beschrieben und skaliert werden. So hat der/die Dirigierende für Instruktionen, die er/sie gleichzeitig zum Spielen der Musiker/innen gibt, weniger semiotisches Material an Verfügung, als wenn er/sie das Spielen abbricht und die Spielpause zum Korrigieren benutzt. Hier spielt auch die Unterscheidung zwischen prospektiven und retrospektiven Korrekturen bzw. Instruktionen eine Rolle: während des Spielens der Musiker/innen sind Instruktionen mehr prospektiv, nach Abbruch mehr retrospektiv ausgerichtet. Ziel wird es sein, eine Struktur im vermeintlichen Chaos herauszuarbeiten, denn auch wenn eine Orchesterprobe chaotisch erscheint, fällt bei genauerer Betrachtung auf, dass es sehr wohl eine Ordnung bzw. Struktur gibt.
In dem heutigen Workshop werden wir u.a. diskutieren, ob Instruktionen in Sequenzen eingeteilt werden können, wie eine Instruktion initiiert wird (verbal, gestisch, mimisch, blicklich), wieviel an semiotischem Material in einer Instruktion verpackt ist, ob Unterschiede/Gemeinsamkeiten zwischen verschiedenen Dirigent/innen beim Geben von Instruktionen auftauchen und nicht zuletzt, wie die Musiker/innen auf die Anweisungen der Dirigierenden reagieren.
Mit dem Thema „Instruktionen“ beschäftige ich mich nun schon seit einiger Zeit, da die meisten Interventionen der Dirigierenden im Datencorpus für meine Dissertation instruierenden, korrigierenden, anleitenden Charakter haben. Mein Ziel ist es, eine taugliche Definition von Instruktion in Orchesterproben aufzustellen, auch anhand der Klärung und Diskussion der oben aufgelisteten Fragen während des Workshops.
Ich bin jetzt schon sehr gespannt auf die Ergebnisse und auf neue Inputs, die ich dann im Weiteren ausarbeiten kann. Ich werde in meinem nächsten Blogbeitrag ein wenig über den Workshop und auch Mannheim berichten… ich hoffe, dass ich außerdem Zeit finden werde, die Stadt ein bisschen zu erkunden und das eine oder andere Mitbringsel mit nach Hause zu nehmen…
mm
Spannend, sehr spannend!
Wünsch dir viel Erfolg!
… nicht nur beim shoppen..
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Ich wünsche ebenfalls viel Erfolg!
Freue mich immer über die interessanten Blog-Beiträge,
viele Grüße aus Frankfurt
Birte Egloff
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Dankeschön 😊
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Es ist ein ganz tolles und spannendes Thema. Übrigens habe einige Autoren u.a. Deppermann einen Band über das IDS herausgegeben „zu sprachlichen und kommunikativen Praktiken,“ den ich empfehlen kann. Ich wäre gerne dabei am Workshop und wünsche auch viel Erfolg. Den Blog hier lese ich immer sehr gerne!
Isabel Lindinger
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Danke für die Empfehlung! 😁
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